Wie verändert sich die Welt in diesen turbulenten Tagen und Wochen? Welche Rolle ganz konkret spielt dabei der neue US-Präsident Donald Trump über das hinaus, was man von ihm in den (sozialen) Medien hören und lesen kann? Und was passiert mit den Vereinigten Staaten unter der neuen Regierung – wer hat eigentlich das Sagen? Bei so vielen offenen Fragen ist es gut, wenn man einen Experten an der Hand hat, der Einblicke in das Innenleben eines der wichtigsten Länder der Welt geben kann.
Dr. Markus Hünemörder von der LMU München war am 28. Februar wieder zu Gast am Walter-Gropius-Gymnasium und verschaffte den Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 11 und 12 die Möglichkeit für ein Update, ein „Update USA – Return to Trump“. Er hatte also die neuesten Nachrichten rund um die US-amerikanische Innen- und Außenpolitik im Gepäck und vermittelte seine Informationen im Atrium der Schule. Und er hatte (leider) fast prophetische Gaben: bei der Beschreibung des US-Präsidenten nannte er als eines der Merkmale seine Unberechenbarkeit – am gleichen Abend eskalierte ein Treffen zwischen Trump und dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj, bei dem eigentlich ein Abkommen über eine Zusammenarbeit der beiden Länder abgeschlossen werden sollte, und gipfelte in einer Art Rauswurf aus der Begegnung im Weißen Haus in Washington.
Dr. Hünemörder stellte die USA zunächst als ein Land vor, das sich mittlerweile seit Jahrzehnten immer weiter auseinanderentwickelt, nicht nur politisch, sondern auch in Aspekten wie Lebensentwürfen, der Zugehörigkeit zu sozialen und ethnischen Gruppen oder aufgrund des Wohnorts. Die „Simpsons“, die er schon häufig zur Untermalung seiner Informationen genutzt hat, waren auch dieses Mal vertreten und zeigten im Kleinen, in Springfield, was sich im Großen, in den USA, abspielt. Anschließend ließ Dr. Hünemörder die Präsidentschaftswahlen 2024 Revue passieren, er erläuterte die Schlüsselthemen im Wahlkampf, die Inflation und die Frage der Einwanderung, und stellte gegenüber, warum Donald Trump triumphieren konnte und Kamala Harris letztlich keine echte Chance auf einen Sieg hatte. Neben den „Simpsons“ zeigte er auch Ausschnitte aus der Comedy-Show „Saturday Night Live“, deren Crew definitiv nicht Trump unterstützt, die sich aber, zumindest oberflächlich, wie so viele mit den neuen Gegebenheiten arrangiert.
Im nächsten Abschnitt seines Vortrags ging er genauer auf die Folgen der Wahl an, Stichwort „America First 2.0“. Die ersten Maßnahmen betreffen bekanntlich die Besetzung seines Kabinetts mit teilweise sehr umstrittenen Ministern, den Auftrag an Elon Musk, die Verwaltung zu verschlanken („Department of Government Efficiency“) und die Neubesetzung von Posten auch im Bereich der Justiz. Die Frage lautet hier immer wieder: wem nützen diese Entscheidungen? Wird Donald Trump selbst davon profitieren oder werden diejenigen, die er sich an seine Seite geholt hat, größeren Nutzen daraus ziehen? Und wie will er sein Versprechen, die illegale Einwanderung größtenteils einzudämmen, umsetzen, wenn allein die Grenze zu Mexiko eine Länge von gut 3500km hat? Viele der Ankündigungen von Donald Trump dienen nach Ansicht Dr. Hünemörders vor allem dazu, Deals einzufädeln zugunsten der USA, er sei eben eher ein Geschäftsmann als ein Kriegstreiber. Sorgen bereitet ihm aber die Sicht der US-Regierung auf die Situation in der Ukraine, hier bleibt die Frage, was die Amerikaner bereit sind zu geben und was sie sich dafür erwarten. Auch Europa insgesamt gegenüber wird sich nach seiner Ansicht deutlich verändern, die Distanz wird wohl wachsen, die Unterstützung dagegen deutlich abnehmen. Das dürfte sich in Form von Zöllen und der geringeren militärischen Zusammenarbeit äußern, so die Meinung des USA-Experten. Insgesamt könnte die Welt unter Trump an einem Wendepunkt stehen, sie wird komplexer werden und mehr „big players“ als bisher werden die Hauptrollen spielen: die USA, China und Russland; Europa muss hier erst seinen Platz finden, dieses Versäumnis müssten sich die Europäer ankreiden.
Das Fazit, das Dr. Hünemörder zog, ist ein eher skeptisches: es bleibt abzuwarten, wie weit Donald Trump während seiner Präsidentschaft zu gehen bereit ist und wie sehr seine Art, Politik zu machen, künftig als normal angesehen werden wird. Die Demokratie in den USA sieht er als stark an, aber sie wird einiges verkraften müssen.
Nach dem gut einstündigen Vortrag bot sich den Schülerinnen und Schülern, die sehr interessiert zugehört hatten, die Möglichkeit, Dr. Hünemörder weitere Fragen zu den USA zu stellen, was sie gerne annahmen. Diese Fragen spiegelten wider, wie sehr auch sie die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus bewegt und welche Folgen seine Entscheidungen haben könnten. Selbst nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung gingen die Gespräche weiter, ein Zeichen dafür, dass das Thema einen Nerv getroffen hat. Die Zeiten werden spannend bleiben, Experten wie Dr. Hünemörder sind gefragt und daher wird er auch in den kommenden Jahren sicher am WGG willkommen sein. Jens König
Die Präsentation, die Dr. Hünemörder mit nach Selb gebracht hatte, kann wieder heruntergeladen werden. Sie findet sich auf Website www.usaupdate.de, das Passwort für den Download lautet: lisaforpresident.
OStR Jens König