Pottenstein im Sommer – warum nicht?

Dass die 5. Klassen des WGG ins Schullandheim nach Pottenstein fahren, ist nichts Neues – dass sie im Juli in der Fränkischen Schweiz zu Besuch sind, aber schon. Vom 03.Juli bis zum 07.Juli 2023 waren 67 Kinder und sechs Lehrkräfte auf großer Fahrt; der ungewöhnliche Termin erklärt sich aus Coronazeiten, der normale Termin im Oktober war nicht verfügbar. Aber warum denn nicht mal ein Aufenthalt im Sommer und zum Abschluss eines Schuljahres?

Unter diesen Vorzeichen machte sich die Gruppe am Montagvormittag auf den Weg. Nach der Ankunft in der Jugendherberge, den ersten Einweisungen und einem Mittagessen begann für alle drei Klassen direkt das Programm, das in den kommenden Tagen viel zu bieten hatte: der Besuch in der Teufelshöhle ist in Pottenstein natürlich ein Muss, das Museum Fränkische Schweiz in Tüchersfeld ist ebenfalls fester Bestandteil der Woche. Klasseninterne Aktivitäten wie die Vorbereitung auf das Wiesenfest waren möglich und Zeit für Gespräche oder gemeinsamen Sport blieben auch, das gute Wetter mit viel Sonnenschein und angenehmen Temperaturen nutzten alle gerne und ausgiebig auf dem Spiel- oder dem Sportplatz der Jugendherberge.

Bei einer Stadtrallye erkundeten die Kinder in kleinen Gruppen das idyllische Pottenstein, einige Kilometer weiter in Regenthal tobten sie sich beim Fußballgolf oder in der Kletterhalle aus. Anders als im Herbst war abends nicht der Nachtwächter gefragt, stattdessen zeigte Thomas Büttner den Klassen die Fledermäuse der Fränkischen Schweiz und verriet ihnen viel Wissenswertes über das Leben der Tiere. Ein ganz besonderer Punkt war die Erkundung einer Höhle in der Nähe von Pottenstein: Angeleitet von einem erfahrenen Teamer wurden die Schülerinnen und Schüler einige Meter tief abgeseilt und suchten anschließend gemeinsam im Schein der Helmlampen nach dem Weg aus der Höhle. Die Aufgabe kostete Überwindung, aber der Abstieg in die Höhle war freiwillig und auch ein „Nein“ offen auszusprechen kann ein Zeichen von persönlicher Stärke sein.

Bei so vielen Programmpunkten war natürlich frühes Aufstehen gefragt, schon um 7.30 Uhr gab es Frühstück. Für die Zeit bis zum Abendessen bereiteten sich alle Mitfahrenden ein Lunchpaket zu, und natürlich gab es überall die Möglichkeit, sich zu verpflegen. Abgesehen von einem Vormittag spielte das Wetter immer mit, und selbst der eine heftige Regenschauer hielt niemanden davon ab, sich auf den Weg zum nächsten Baustein der Woche zu machen.

Die Lehrkräfte J. König und Kathrin Resch (5a), A. Wagner und S. Becher (5b) sowie M. Hoang und A. Büttner (5cb) begleiteten die Schülerinnen und Schüler bei allen Aktivitäten, ließen ihnen jedoch auch Freiraum, wenn Zeit blieb bis zum nächsten gemeinsamen Programmpunkt, moderierten bei Unstimmigkeiten und waren immer für die Schülerinnen und Schüler da. Die intensive, weil dauerhafte Zeit zusammen ist durchaus eine Herausforderung, aber auch ein Lernprozess. Man könnte annehmen, dass sich eine Klasse im Lauf eines Schuljahres gefunden und alle gängigen Rollen besetzt hat, doch die Zeit, die man zusammen bei Aktivitäten oder in einem Zimmer verbringt, das für mehrere Personen ausgelegt ist, verändert viele Sichtweisen und Einstellungen.

Diese Erfahrungen werden die Schülerinnen und Schüler in die kommenden Jahre mitnehmen, wenn Klassen neu zusammengestellt werden und Veränderungen an der Tagesordnung sind – sie lernen, flexibel zu sein und wie sie miteinander umzugehen haben, um gemeinsam etwas zu erreichen, ganz unabhängig davon, ob sie am Anfang oder am Ende eines Schuljahres stehen. Das blieb bis zum letzten Augenblick so, denn ohne gegenseitige Hilfe wäre der Transport der vielen Koffer und Taschen aus der Jugendherberge zum Bus nicht zu schaffen gewesen, mit dem die Reisegruppe sich am Freitagvormittag auf den Weg zurück nach Selb machte.

Müde Kinder, die jede Menge zu erzählen hatten, nahmen sich höchstens eine kurze Pause auf dem Heimweg, bevor sie zu ihrem nächsten Highlight aufbrachen – dem Selber Wiesenfest.                                      

OStR Jens König