Von Roosevelt bis Trump – Klimawandel in Politik und Natur

Ganz fehlen durften die Simpsons auch dieses Mal nicht, aber sie spielten zum ersten Mal seit Jahren nicht die Hauptrolle beim Vortrag von Dr. Markus Hünemörder am Walter-Gropius-Gymnasium Selb. Der Dozent an der LMU München war auf Einladung der Fachschaften Englisch und Geschichte/Sozialkunde wieder an die Schule gekommen und referierte wie in jedem Jahr über ein aktuelles Thema, das die USA betrifft.

Dieses Mal berichtete er den Schülerinnen und Schülern der 10. Klassen sowie der Q11 in einem spannenden Vortrag vom wechselhaften Verhältnis des Landes zum Naturschutz und zum Klimawandel. Überraschend dabei war sicherlich für den einen oder anderen, dass das Bewusstsein für die Bewahrung der Umwelt in den Vereinigten Staaten schon deutlich früher als in Europa sehr ausgeprägt war; bereits in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts erkannte man, dass die Natur nicht nur ein Ressourcenlieferant für die Industrie ist. Die Regierung der USA ist seit jeher einer der größten Landbesitzer weltweit und schon aus Eigennutz eigentlich an einem schonenden Umgang mit diesem Schatz interessiert. Genauso alt wie das Bewusstsein für die Bedeutung der Umwelt sind jedoch die Konflikte, die sich daraus ergeben, wie Dr. Hünemörder ausführte. Zunächst waren sie eher ideologischer Natur, die sogenannten „Conservationists“, die die Ressourcen nutzen und trotzdem das Prinzip der Nachhaltigkeit beachten wollten, standen den „Preservationists“ gegenüber, die Einrichtungen wie Nationalparks (den Yellowstone National Park gibt es bereits seit 1872) und Schutzzonen völlig unberührt lassen wollten.

Letztlich setzte sich die erste Gruppe durch, auch weil sie Unterstützung durch die Politik, unter anderem dem damaligen Präsidenten Theodore Roosevelt, erhielt. Er war ursprünglich ebenfalls viel radikaler eingestellt, erkannte jedoch die Bedeutung der Wirtschaft für sein Land. Ebenso überraschend war vermutlich die Aussage, dass über Jahrzehnte die Republikanische Partei der USA Umweltschutzmaßnahmen förderte, so wurde unter Präsident Richard Nixon 1970 die Umweltschutzbehörde EPA etabliert und mit weitreichenden Befugnissen ausgestattet. Sie war die Konsequenz eines Sinneswandels in der amerikanischen Gesellschaft in den 1960er Jahren, als wissenschaftliche Erkenntnisse unter anderem zu den Folgen des Einsatzes des Pflanzenschutzmittels DDT den Menschen klar machten, welche Bedeutung eine intakte Umwelt für sie hat. In den 70er Jahren wurden wichtige Gesetze zur Reinhaltung von Luft und Wasser und zur Erhaltung bedrohter Arten verabschiedet, die aber gleichzeitig den nächsten Wendepunkt in der Entwicklung bedeuteten: sie verhinderten eine intensive Nutzung der Ressourcen, Unternehmen und Unternehmer stießen im Wortsinn an Grenzen, weil sie große Gebiete in Staatsbesitz nicht kommerziell nutzen konnten

Intensive Lobbyarbeit führte zu einem Umdenken in der republikanischen Partei, das bis heute anhält. Das Phänomen von Umwelt- und Klimaaktivisten, die zu drastischen Maßnahmen greifen, ist daher ebenfalls nicht neu, schon vor zwanzig oder dreißig Jahren stemmten sich Baumbesetzer gegen die Abholzung von Wäldern. Auch heute ist die Umweltpolitik ein kontroverses Thema in den USA, denn das Bemühen, sich bei der Energieversorgung unabhängig von anderen zu machen (Stichwort Fracking), führt zwangsläufig zu Konflikten mit dem Naturschutz und dem Versuch, gegen den Klimawandel anzukämpfen, und ist entsprechend politisch aufgeladen. Bundesstaaten, in denen viele Arbeitsplätze an Kohle, Öl und Gas hängen, treten bei Umweltschutzmaßnahmen eher auf die Bremse, das mussten auch Präsidenten wie Bill Clinton oder Barack Obama erfahren, die nur einzelne Schritte realisieren konnten statt eines großen Maßnahmenpakets.

George Bush oder Donald Trump unterstützten weniger oder eher mehr die Wirtschaft und Industrie; besonders Trump ging so radikal gegen Einrichtungen wie die EPA vor, dass sich Bundesstaaten mit einem Bündnis gegen ihn stellten, um bestimmte Klimaziele selbstständig zu erreichen. Der aktuelle Präsident Joe Biden will mit seinem „Inflation Reduction Act“ und Subventionen von 400 Milliarden Dollar die Industrieproduktion der USA klimaneutral machen. Selbst das könnte nach Ansicht Dr. Hünemörders nicht ausreichen, um gegen den Klimawandel erfolgreich anzugehen, denn große SUV, Klimaanlagen und schlecht isolierte Häuser sind für die Emissionsbilanz kontraproduktiv.

Und was passiert, sollte 2024 wieder ein Republikaner zum Präsidenten gewählt werden, kann ohnehin niemand vorhersagen. Das politische System der USA trägt dazu bei, dass Entscheidungen lange auf sich warten lassen, wie der Dozent zum Abschluss des Vortrags auf Nachfrage von Schülern erklärte. Und wo waren „seine“ Simpsons an diesem Tag zu finden? Sie untermalten Dr. Hünemörders Ausführungen zum Konflikt in der modernen US-Gesellschaft bei den Themen Umweltschutz und Klimawandel, schon vor gut zwanzig Jahren beschäftigten sie sich mit diesen Problemen, an Aktualität haben sie bis heute nichts verloren.

Der Vortrag kann als PDF auf der Seite usaupdate.de heruntergeladen werden, das Passwort dazu lautet: thereisnoplanetb.

OStR Jens König